Sonntag, 22. Juni 2003

Harry Buchpremiere London 2003

















London, Harry und wir !
Ein neues Kapitel!

Donnerstag, 19.06.2003

Nun ist es also soweit! Lange überlegt und nun doch kurz entschlossen: Wir fahren nach London – „fliegen“, genauer gesagt!

Jawohl – ich muß dabei sein!

Es würde eh´ immer an mir nagen, wenn ich nicht dabeigewesen wäre, als Harry 5 aus der Taufe gehoben wurde!
Außerdem – nun ja, London an sich übt ja sowieso irgendwie eine magische Anziehungskraft aus! Keine Ahnung, warum! Hab´ soviel auf meinem Programm stehen, daß ich Wochen bleiben könnte! Aber es sind nur vier Tage, seufz! Aber immerhin!
Pünktlich am Tag vor der Abreise beginnt es im Bauch zu grummeln.
Haben wir auch nichts vergessen? Ich habe das Buch (MEIN(!) Buch) bei Waterstone´s Piccadilly telefonisch vorbestellt und sollte als Bestätigung eine e – Mail zurückbekommen. Aber nichts passiert! Noch nachts vor unserer Abreise befrage ich nochmal mein Mailprogramm: NICHTS! Stöhn!
Also fahren wir ohne diese kostbare Bestätigung ab. Hm....
Von zu Hause aus kann ich da jetzt sowieso nichts mehr regeln, vielleicht an Ort und Stelle.
Gerade habe ich noch im Internet gelesen, daß Waterstone´s Piccadilly die größte Harry Eröffnungsparty im Lande haben soll! Wow – das habe ich vorher nicht gewußt, ich hatte dort bestellt, da wir ganz in der Nähe wohnen!
Was wohl für eine Party? Alles relativ ungewiß!
Aber egal, wir sind jedenfalls pünklich um 5.00 Uhr am Flugplatz, und zu meiner größten Erleichterung verläuft auch alles problemlos – keine Schere im Handgepäck, kein Gewitter unterwegs (wie ich schon befürchtet hatte), nur nette Stewardessen, die Sandwiches und Getränke bringen und ein Wetter draußen zum Dahinschmelzen! Über den Wolken scheint sogar die Sonne – also nur Schönwetterwölkchen zu sehen!
Bestens! Zurücklehnen und genießen, und schon in kaum mehr als einer Stunde betreten wir englischen Boden! Unser Gepäck können wir auch voller Wiedersehensfreude in die Arme schließen und kurze Zeit später sitzen wir im Zug nach London. Es ist rushhour an einem normalen Arbeitstag, und das merkt man auch!
Wir stellen fest: Wir sind aus Versehen nicht in den „Express“ eingestiegen, sondern in den Vorortzug, der an jeder Station hält.

Immer mehr fein gekleidete Herren mit säuberlich geputzten Schuhen – dunkler Anzug mit Hemd und Kravatte, natürlich immer farblich abgestimmt (fast schon eine Uniform!) steigen zu. Typisch englisch – „Men in Black“, wirklich....und was uns ab jetzt immer und überall auffällt: Es wird gelesen unterwegs. Der Herr von Welt (aber auch die Frau natürlich!) liest Zeitung im Zug, in der U – Bahn, sogar auf den Rollstreppen! Letzteres ist allerdings auch kein Wunder, bei so langen Rolltreppen, daß man fast das Ende nicht mehr sehen kann!
Ich konnte nicht wiederstehen und hab´ eine eigene kleine Studie gemacht: Links von mir saßen sechs Leute, vier von ihnen waren in ihre Zeitung vertieft, einer davon war Tini (ohne Zeitung, ähem) und einer schlief!

Am Piccadilly Circus angekommen, kämpfen wir uns also erstmal durch den tobenden Verkehr und die Menschenmassen und lagern schon mal unsre Koffer im Hotel.
Wir werden äußerst freundlich begrüßt (wie eigentlich überall), der Herr am Empfang findet meinen Vornamen „lovely“?
So?
Also jetzt aber erstmal los!
Ein früher Flug heißt zwar früh aufstehen, dafür steht uns jetzt aber der ganze Tag noch zusätzlich zur Verfügung! Wunderbar!
Mein allererster Programmpunkt hat nicht unbedingt etwas mit Harry zu tun, aber ein wenig Sightseeing MUSS ja auch sein, noch dazu, da ja nicht die ganze Family fanverrückt ist! Aber sie unterstützen mich natürlich trotzdem - und kriegen letzten Endes mehr mit als ich! Seufz! Daran will ich jetzt gar nicht mehr denken! Heul! Wenn ich nur.... aber dazu später!
In kaum einer halben Stunde erreichen wir Greenwich auf einer Art Stelzenbahn über die Docklands und unter der Themse hindurch. Huch! UNTER der Themse! Gut, daß mir das in diesem Monent gar nicht so bewußt war!

Greenwich Observatorium - der ultimative Meßpunkt für Raum und Zeit für die gesamte Welt! Faszinierend!
Quer durch den Hof verläuft der Nullmeridian – eine gedachte Linie zwischen Nord – und Südpol, von welchem aus alle anderen Längengrade berechnet werden. Wir lernen dazu, wenn ich auch sinngemäß nicht alles komplett verstehe, was ein Führer in mittelalterlicher Uniform erklärt! Wirklich genial der Mann, er hat nicht nur ein fundiertes Wissen, sondern ganz offensichtlich auch eine Ausbildung aus Schauspieler! Indem er in verschiedene Rollen schlüpft, bringt er uns die vergangenen Jahrhunderte und ihre Ereignisse geradezu unheimlich nahe! Bin begeistert, und nicht nur ich! Noch dazu ein geradezu druckreifes Oxford Englisch! Es dauert eine Weile, bis wir wieder in die Jetztzeit zurückgekehrt sind!
Hier kann man mit einem Bein auf der östlichen Erdhalbkugel stehen, gleichzeitig mit dem andern auf der westlichen und – sich darüber sogar noch eine Urkunde ausfertigen lassen! Wow! Wer hätte das gedacht?!
Auch die Uhrzeit der Welt orientiert sich an Greenich: Genau 13.00 Uhr wird markiert durch den Fall einer Kugel an einem Stab auf dem Dach eines der Gebäude!
Was für ein Glücksfall! Wir sind haargenau zur richtigen Zeit am richtigen Ort und können es beobachten!

Übrigens – Besuch des Geländes und Führung – alles kostenlos! Äußerst bemerkenswert, da sonst überall Eintritt zu zahlen ist; das ist zwar verständlich, aber die Höhe der London Preise, auch allgemein, läßt einem echt die Ohren schlackern!
Nun ja, was soll´s, wir sind ja hier, um zu erleben, was zu erleben geht und nicht um herumzulamentieren!!

Mit dem Schiff geht´s zurück themseaufwärts unter der Tower Bridge hindurch bis Westminster.
Am Fuße von Big Ben steigen wir aus und marschieren zur anderen Flußseite bis zum London Eye. Die Fahrt mit diesem gigantischen Riesenrad würde uns schon interessieren, sie dauert aber eine ganze Stunde – für eine einzige Runde! Würde das nicht doch etwas langweilig?
Auch die Dali – Ausstellung direkt nebenan fasziniert uns nicht soooo sehr, sondern wir entscheiden uns für das London Aquarium. Excellente Entscheidung, wirklich! Riesige Becken über zwei Geschosse mit Haien und allerlei anderem netten Getier.
Dann in einem anderen Raum offene Becken mit Sandstrand. Quasi ein „Streichelzoo“! Die Tiere (keine Haie dabei!) kommen ganz nah und dürfen zart berührt werden (mit feuchten Händen, „very carefully“, wie ein Schild sagt). So kommt es, das wir zum ersten Mal in unseren Leben Rochen streicheln. Wie ein Seidentuch fühlen sie sich an. Ohhh!
Eine der Mitarbeiterinnen flüstert uns ins Ohr: „You have 15 minutes left!“
Huch, schon so spät? Allerdings wundern wir uns schon ein bißchen: viele Museen und Attraktionen schließen schon um 17.00 Uhr, spätestens um 18.00 Uhr. Und das in London, einer Weltstadt?

Den Abend verbringen wir in Fulham, dort wohnt nicht nur Daniel, sondern auch J.K. Rowlings Literaturagent Christopher Little, der damals als einziger ihr Manuscript annahm und es beim Verlag Bloomesbury unterbrachte.
Eine weitreichende Entscheidung - und sicher nicht zu seinem Nachteil, wie man sich denken kann.
Höchstwahrscheinlich hat er sein Büro inzwischen längst in einem mittelgroßen Palast und nicht mehr in dieser ruhigen Seitenstraße.

Wir landen nach unserem Spaziergang in einer recht eleganten Pizzeria und vertilgen die erste richtige Mahlzeit heute. Wenn man bedenkt, daß wir noch am selben Tag morgens zu Hause aufgewacht sind, haben wir heute doch schon einiges erlebt!
Und wieder ein Beispiel von bestem englischen Kundenservice: Als am Nachbartisch Geschirr zu Bruch geht, eilt sofort eine Mitarbeiterin herbei und sperrt das gesamte Gebiet mit Schildern ab: „Attention! Wet Floor“! “Cleaning in Progress!“ und fängt an zu kehren.
„Cleaning in Progress“ – ist das nicht einfach köstlich!!!!??

In einem Shopping Center decken wir uns noch mit Proviant ein.
Es gibt hier die herrlichsten Schokomuffins und Brownies – schmacht! Kauf´ ich alles! Hilfe, man muß mich bremsen! Die Bedienung an der Kasse grinst, zieht ein Schokoladenteil nach dem andern über den Scanner und meint dann: „You like chocolade!“ -- Eine Feststellung – keine Frage!
Ertappt! Ja – ich geb´s zu!

Unterwegs machen wir nochmal halt in einem Internet Cafe´, um meine e – mails abzurufen. Nix! Immer noch keine Bestätigung für mein Buch! Und schließlich ist morgen schon der große Tag bzw. Die Nacht der Nächte! Ein Blick vom Bus aus auf „Waterstone´s“: Alles noch ruhig....Na, ich bin gespannt!


Freitag, 20.06.2003

Heute stehen gleich morgens die London Dungeons auf unserem Programm, eine Art Gruselkabinett mit schauspielerischen Einlagen.
Es ist noch früh, geöffnet wird erst in etwa einer Viertelstunde; ein paar andere Leute haben sich mit uns vor dem Eingang versammelt, jemand aus Österreich ist dabei, die andern kann ich nicht recht einordnen.
Das Wetter ist herrlich, fast etwas zu sonnig! Ich beschließe, doch mal lieber die Sonnenbrille aufzusetzen. Irgendwo in meiner Tasche muß sie sein, also bücken und herumkramen. Verflixt...wo nur....
Ich höre, wie sich hinter mir die Tür öffnet, etwas Dunkles flitzt zwischen uns hindurch, es sind zwei Leute. Mehr habe ich nicht gesehen.
Allgemeines Staunen und Freuen in der Runde. Ich hab´ nix mitgekriegt....was war denn?
„Wow - Harry Potter himself, ist das zu glauben?!“

WAS?

Was?

Das kann ja wohl nicht sein. Natürlich eine Verwechslung, man hat sich da ja schnell mal vertan!
„Du hast ihn nicht gesehen?“
Alle schauen etwas betreten. Ich kann es an ihren Gesichtern ablesen: KEINER ist so ein Hardcoreharryfan wie ich, aber JEDER traut sich zu, aus einer Entfernung von kaum einem halben Meter den „echten“ Daniel von einer Kopie zu unterscheiden. Um mich etwas zu beruhigen, versucht man es mit einem “äh....er sah dem echten Schauspieler schon sehr ähnlich....also...äh....“. Wie auch immer, davon hätte ich mich selbst überzeugen müssen!

Nein - das kann doch nicht gewesen sein, stimmt´s? Was in aller Welt sollte auch ein Daniel Radcliffe in aller Frühe in einer Geisterbahn zu tun haben?

Ich beschließe, das alles einfach nicht zu glauben. Etwas anderes kann ich auch nicht tun, ohne gleich hier an Ort und Stelle vor Wut über mich selbst im Erdboden zu versinken. Sch....Sonnenbrille!
Hätte ich meine Augen aufgesperrt, so wie es sein sollte, dann hätte ich mich doch wenigstens selbst davon überzeugen können, wer es war. Vielleicht ein Double für eine der kommenden Parties oder sonstwas.

Stehe jetzt jedenfalls irgendwie völlig neben mir und ich sehe wohl auch so völlig entgeistert und alarmiert aus.
Meine Lieben bedauern mich – ich sehe das an ihrem Schulterzucken! Huh! Was soll ich nur machen! „Lauf hinterher!“ , „Schnell!“ Ein gutgemeinter Ratschlag aller Umherstehenden!
Das ist nun eine echte Herausforderung, zumindest in den ersten Sekunden, solange noch eine Chance besteht.
Aber – ich muß es sagen, das ist einfach nicht mein Ding.
DAS KANN ICH NICHT!
Das.Kann.Ich.Nicht.
Es gibt bestimmte Dinge, zu denen ich mich nicht überwinden kann und genau sowas gehört dazu. Ich bin nicht so aufdringlich und penetrant.
Pech. Vergiß´ es! Ende. Aus.

Seufz.So schnell kann ich aber nicht vergessen, und ich wälze das Ganze immer wieder in meinem Kopf hin und her. Von außen muß man das bestimmt hören können...ratter...ratter....aber es nützt ja alles nichts.

Eine interessante Chance war´s ja immerhin. Aber man kann ja nicht alle Chancen nutzen, jawohl! Nie im Leben hätte ich mir sowas vorstellen können. Schluck. Grübel....grübel....
Auf unsern Weg zum Borough Market versuche ich mich wieder etwas zu beruhigen und aufzurichten und nicht zu sehr herumzustolpern.
Allerdings ohne zu wissen, daß ich auf dem besten Wege bin, auch die nächste Chance wieder zu verpassen.
Tja, das bin halt ich.

Borough Market.
Hier wurden im März die Bus - Szenen für den neuen Film gedreht. Ein paar Fotos von den Kulissen aus dem Internet habe ich mitgebracht. Wir vergleichen sie mit den Häuserzeilen in der angegebenen Straße.
Wow – alles stimmt haargenau! Jede Säule, Jedes Fensterbrett! Hier wurde ein vorhandenes Tor verwendet, um daraus den Eingang zu dem Wirtshaus, dem berühmten „Leaky Cauldron“, zu machen, in dem Harry die restlichen Ferientage verbringt. Man sieht sogar , daß die für den Film angebrachte Aufschrift wieder überstrichen wurde. Wirklich witzig! Hier, ja genau hier ist es gewesen.
Hier hat der Bus gestanden, hier hat Harry auf dem Bürgersteig gesessen.
Ein ganz komisches Gefühl.
Inzwischen sind die Kulissen alle wieder ganz normale Geschäfte bzw. ein Gasthaus. Direkt gegenüber an der schmalen Straße buntes Makttreiben unter einem altertümlichen Dach, alles sieht richtig verwunschen aus, die ideale Umgebung für den Film!
Vor dem Gasthaus fegt ein älterer Herr den Bürgersteig. Ich beobachte ihn eine ganze Weile, und mir kommt dabei der Gedanke, daß er bestimmt ein richtiger „Augenzeuge“ ist. Er sieht aus, als würde er schon seit Ewigkeiten hier arbeiten und könnte bestimmt eine Menge erzählen. Vielleicht gibt´s drinnen sogar Fotos! Eine innere Stimme zischelt mir zu: „Frag´ ihn!“.... oder er kann ausführlich erzählen, wie alles abgelaufen ist....“Frag´ihn!“....oder wen er alles getroffen hat....“Frag´ihn!“

Ich frag´ ihn nicht.

Bestimmt eine Viertelstunde hab´ ich mit mir selbst gekämpft, aber ich hab´ ihn nichts gefragt.
Warum? Hemmschwelle vielleicht? Oder ich war von dem Erlebnis vorher noch leicht benommen? Wahrscheinlich hätte er mich mit großen runden Augen angestarrt und den Kopf geschüttelt.
Oder auch nicht.
Werd´ ich also vorerst nicht erfahren. Wer weiß, ob ich ihn überhaupt verstanden hätte, wenn er mir ernsthaft geantwortet hätte.... aber man hätte natürlich auch mit Händen und Füßen sprechen können....hm....Mist.
Vergiß´es! Aus. Ende.

Zeit, melancholisch zu werden. Warum bin ich eigentlich hier? Ich kriege alle Möglichkeiten auf einem Präsentierteller vorgehalten und nutze nichts! Nichts! Immer wieder passiert mir sowas Verrücktes.
Typisch. Das einzige Wort, das mir dafür einfällt, ist ein englisches: stupid!
STUPID! STUPID! STUPID!

Weiter geht´s mit unserer Sightseeing Tour am Themse Ufer entlang, herrliches Wetter, wundervoller Spaziergang. Aber ich tappe nur so vor mich hin. Stupid, stupid, stupid!
Ich kenne mich, ich werde mich auch wieder beruhigen, aber jetzt beschäftigt mich das erstmal für einige Zeit ....was hätte ich....wenn ich....
„Monument“ ist eine beeindruckende Säule, die zum Andenken an das große Londoner Feuer 1666, bei dem fast die gesamte Stadt vernichtet wurde, errichtet wurde. Man kann 311 Stufen hochklettern und steht dann in einem Käfig hoch über den Dächern der Stadt mit einem herrlichen Ausblick. Ich bleibe unten. Wo ich hingehöre, grummel...grummel...
Die Säule ist genauso hoch wie die Strecke bis zur Pudding Lane lang ist. Hier in einer der Bäckereien ist das Feuer damals ausgebrochen. Da war auch so ein Versager am Werk!
Londoner Börse, Bank of England – und überall die schon bekannten „Men (and women) in Black“, diesmal nicht mit Zeitung, sondern mit Bier- oder Weinglas in Schwärmen vor den Pubs und Inns. Damen und Herren von Welt, beheimatet im Londoner Bankenviertel, selbstbewußt und erfolgreich! Und ich dagegen? Bäh!
Lloyds Building – ein Versicherungsturm ungeheuren Ausmaßes mit einer speziellen baulichen Eigenart: sämtliche Versorgungsleitungen sind außen herum in dicken Stahlrohrwindungen verlegt, Auch die Fahrstühle hängen an der Außenwand. Das ganze sieht eher aus wie eine Raffinerie, stellen wir fest. Wem´s gefällt....aber es ist schon spektakulär!
Am Themse Ufer zurück machen wir erstmal eine Rast und legen uns unter der Millenium Bridge in den Schatten. Die schmale Fußgängerbrücke bietet gerade genug davon. So heiß hätten wir´s uns nicht vorgestellt. Stöhn!
Direkt nebenan die „City of London School“, eine äußerst vornehme Privatschule für Boys. Laut „Sun“ soll hier auch Dan seit November angemeldet sein.
Verflixt, gerade hab´ ich mal nicht herumgegrübelt und schon stolpert man wieder über das Thema!
Was soll ich machen? Wir sind in London!

Inzwischen ist es 16.00 Uhr – noch genau acht Stunden bis Mitternacht! Darauf werde ich mich jetzt erstmal konzentrieren! Schließlich war das auch ein Hauptgrund für unsre Reise! Also erstmal die Lage bei Waterstone´s begutachten – und Infos einholen, soviele wie möglich!
Draußen vor dem Haupteingang schon ein Grüppchen bunt verkleideter Fans und ein Reporterteam. Man hat ein Schild aufgestellt, um allen Fans den Anfang der Schlange anzuzeigen. Allzu viele sind es aber noch nicht.
Nun ja, es ist ja auch noch früh.
Hier draußen wird man wahrscheinlich nicht viel mehr erleben als all die neugierigen Blicke von Passanten und die Fragen der 1001 Reporter! Soviele werden´s bestimmt werden. Auf beides hab´ ich jedenfalls keine Lust und betrete deshalb erstmal die heiligen Hallen von Waterstone´s Piccadilly! Die größte Buchhandlung Europas. Auf sieben Etagen alles, was das Herz eines Bücherwurms begehrt! Die zweite Etage ist vollkommen abgesperrt für die kommende Harry Party, niemand wird hereingelasseen, und selbstverständlich entschuldigt man sich überall vielmals für die Unannehmlichkeiten, die die Kunden dadurch haben! Süß!
Na gut.
Ich frage mich erstmal durch bis zum Kundenservice, um vielleicht Näheres über meine Bestellung zu erfahren. Und siehe da, kaum habe ich meinen Namen genannt, geht dem netten Herrn am Pult ein Licht auf, und er holt alle Unterlagen herbei. Ich hab´ nicht genau verstanden, warum es mit der Bestätigung über e – mail nicht geklappt hat, aber ich bekomme sie jetzt gleich an Ort und Stelle ausgehändigt!
Das sieht prima aus!
Nochmaliges Herumfragen: um 21.00 Uhr wird es eine Celebrity Party geben mit geladenen Gästen, um Mitternacht wird dann das Haus für die Fans geöffnet.
Ohne Zweifel sollen diese Gäste vom Hintereingang durch den hinteren Teil des Geschäftes bis zu den ersten beiden Fahrstühlen geleitet und nach oben geschafft werden.
Davon würde ich nicht viel mitkriegen, wenn ich mich draußen an der Straße in die Schlange einreihe.
Und ich wüßte doch zu gern, wer da alles kommen wird.
Allgemeine Öffnungszeit ist bis 22.00 Uhr. Perfekt! Da kann ich besten Gewissens gleich hier an Ort und Stelle im vollklimatisierten Geschäft warten..
Es kommt auch alles genauso. Es werden Absperrungen (allerdings leichterer Bauart) aufgestellt. Sogar ein roter Teppich wird ausgerollt!
Und o Wunder! Niemand schickt das kleine Grüppchen Fans, das sich inzwischen hier ansammelt, weg – im Gegenteil! Jeder der Mitarbeiter, der vorbei muß, entschuldigt sich vielmals für die Unannehmlichkeiten!
Ich muß wirklich schmunzeln! Im Treppenhaus am Geländer hängt ein Schild, auf dem man lesen kann, daß dieses Geländer noch das Original aus den sechziger Jahren ist. Es wäre etwas niedriger angebracht als heute allgemein üblich. Alle Kunden möchten bitte darauf achten und sich darauf einstellen, damit sie nicht durch die ungewöhnliche Höhe Schaden nehmen.
Na – wenn hier der Kunde nicht König ist – wo dann?

Die Zeit zwischen 21.00 Uhr und 22.00 Uhr vergeht mit Warten auf das, was da kommen soll. Die ersten Gäste - etliche schreiten vorbei. Hab´ ich noch nie gesehen. Die andern wahrscheinlich auch nicht, denn keiner sagt was. Ein wenig peinlich, hm. Die Mitarbeiter sind weiter äußerst freundlich und machen Späßchen mit den Kindern, die mit Autogrammbüchern bewaffet ganz vorn stehen. Wer kommen soll? Sting und Madonna! Haha!
Von unserm Platz aus sieht man prima den „Backstageeingang“ hinten und einen Teil der Straße. Draußen steht ganz offensictlich auch jede Menge Presse, was man an dem Blitzlichtgewitter sieht. Die Leute, die dann über den roten Teppich schreiten, kenne ich leider trotzdem nicht. Da es sich ja nun auch um eine Buchpremiere handelt, gehe ich davon aus, daß es höchstwahrscheinlich Verleger und Lektoren sein werden, deren Gesichter nicht unbedingt jedermann kennt.
Ein bekanntes Gesicht gibt´es dann doch schließlich: Hagrid wirbelt draußen mit seinem Schirm herum und scheint dort allerhand Zauberkunststückchen vorzuführen (obwohl er das ja eigentlich gar nicht darf!)! Ein Blick auf ihn, als er schließich hereinkommt, sagt uns: Es ist nicht Robbie Coltraine persönlich, aber eine sehr süß und echt wirkende Kopie. Etwas hünenhaftes und bärtiges hat er jedenfalls. Und auch er ist– wie könnte es anders sein – superfreundlich!
Ein wenig erstaunt bin ich dann doch, als uns einer der Mitarbeiter kurz nach 22.00 Uhr höflich, aber bestimmt darauf aufmerksam macht, daß nun das Geschäft geschlossen würde.
Hm....falls noch irgendwelche Celebrities kommen würden, wär´es nicht toll für sie, von jubelnden Fans empfangen zu werden?
Egal, auf jeden Fall gibt´s nur eins: zum Haupteingang hinaus und nach hinten zum Backstageeingang. Von dort kann man ja genausogut sehen.
Huch – hier vorn ist jedenfalls erstmal kaum noch ein Durchkommen! Kreischende, jubelnde Fans – jetzt in unüberschaubarer Menge! Alles tobt ausgelassen, Passanten schieben sich durch das Chaos, der Verkehr rauscht dicht vorbei. Dazwischen wieder die unvermeidlichen Reporterteams! Sie haben sich genauso vermehrt wie die Fans, RTL an vorderster Front mit dabei! Also so schnell wie möglich weiter!
Am hinteren Eingang stehen auch Leute, aber gar kein Vergleich zu den Schlangen vorn. Hier geht es auch ruhiger zu. Es passiert weiter nichts ungewöhnliches. Und das wird wohl auch so bleiben.

Aber wer hätte gedacht, daß Sting wirklich erscheinen würde? Ich nicht! Aber er kommt tatsächlich! Fast unbemerkt, mit seiner Frau und den Kindern steigt er aus einem Auto! Wow – da müssen wir aber doch tief durchatmen! So ein Megastar schlicht und einfach zum Greifen nah?
Er wohnt in London , und seine Kinder sind heftige Harry Fans, das konnte man überall lesen, als er bei der Premiere des ersten Films dabei war!
Und er kommt tatsächlich heute zur Buchpremiere! WOW!
Bleibt zu überlegen, ob die zweite Voraussage auch stimmen wird? Madonna?
Mit zwei Berlinern, die ich hier hinten kennengelernt habe, diskutiere ich ausführlich darüber, aber auch über London an sich und Harry. Dabei vergeht die Zeit wie im Flug.

Um es kurz zu machen: Madonna ist nicht mehr gekommen, zumindest haben wir sie nicht gesehen, denn kurz vor Mitternacht haben wir uns schnellstens nach vorn zum Eingang durchgekämpft.
Inzwischen ist hier aber auch überhaupt kein Durchkommen mehr! Schreien, Kreischen, Toben, selbst die Straße und alle Verkehrsinseln – alles übervölkert -ein Gefühl wie Silvester, nur -zigmal intensiver!
Dann der ultimative Countdown aus Tausenden von Kehlen!
Ten, nine, eight, seven, six, five, four, three, two, zerooooooooooooooooooooo. Kein Halten mehr!
Securities haben alles fest im Griff, die Türen gehen auf, das erste Grüppen Fans stürzt hinein – vollkommen aufgelöst!
Und dann erscheinen die ersten wieder, das ersehnte Buch fest an sich gepreßt und tränenüberströmt!
Nebenan hat ein junger Mann gerade angefangen, vom ersten Wort an laut vorzulesen für alle, die draußen noch auf ihr Exemplar warten müssen. und für die genauso begeisterten Reporter....jedes Wort wird buchstäblich aufgesaugt, alles reckt sich, um keinen Ton zu verpassen!
Harry wurde adoptiert, von Millionen. Als Familienmitglied.
Mit Grauen denken wir daran, daß im neuen Buch jemand sterben soll. Wer wird das sein?

Aus den sich vorbeischiebenden Bussen starren vollkommen entgeisterte Gesichter auf das Gewimmel! Ungläubig – was ist hier los???? Tausende, wirklich Tausende stehen in der Schlange, ein Ende ist nicht abzusehen, sie windet sich schon um den nächsten Häuserblock.
Auch wenn ich sowas erwartet habe, es ist so beeindruckend! Faszinierend!
Nur ein kleiner Teil Kinder, aber jede Menge Erwachsene, Männer, Frauen jeden Alters, die nur dieses eine Ziel haben! Hinein und ein Buch kaufen!
Pardon – DAS Buch natürlich, so heißersehnt und verzweifelt erwartet! Wie verzweifelt, sieht man erst wirklich hier vor den offenen Türen bei Waterstones! Ist das überhaupt möglich?
Immerhin – es handelt sich hier um eine Buchpremiere, ein Teil aus Papier, nicht aus Fleisch und Blut! Kein Personenkult! Eine Romanfigur, wenn man es nüchtern betrachtet! Aber man kann es nicht nüchtern betrachten, wenn man hier mitten drin steht, und ich ja eigentlich sowieso nicht und dann ist es soweit - mir stehen regelrecht die Tränen in den Augen.

Was muß das für ein Gefühl für eine Autorin sein? Die finanzielle Seite ist das eine – aus ärmlichen Verhältnissen hat sie es geschafft, sogar um 50 Millionen Pfund reicher zu werden als die Queen. Und die emotinale Seite – verehrt zu werden und bewundert von Kritikern, Lesern aller Altersklassen. Es ist eine besondere Gabe, Menschen derartig faszinieren zu können. Sie hat sie, und dabei ist sie immer zurückhaltend, fürsorglich und bescheiden geblieben.

Heute nacht sehe ich keine Chance mehr, meinen Band zu kaufen, es wird Stunden dauern, bis die Schlange abgebaut ist, wenn überhaupt, wahrscheinlich geht die Nacht fließend über in die normale Tagöffnung. Man hat mir gesagt, daß nicht eher geschlossen wird, als bis jeder, aber auch jeder sein vorbestelltes Buch hat.
Fein, ich bin denn auch einfach zu erschöpft, beim Lesen würde ich eh´nicht mehr weit kommen.
Wir werfen nochmal einen Blick auf die unüberschaubare Menschenmenge und machen uns auf den Heimweg.





Samstag, 21.Juni 2003

Unser erster Weg führt natürlich zu Waterstones. MEIN Buch! Ich erhalte es sorgfältig verpackt in einer eigens dafür hergestellten Tragetasche, deren Aufdruck keinerlei Rätselraten über den Inhalt mehr zuläßt. (Alles vorbereitet, ein Kartenspiel gibt´s als kleines Extra dazu!).
Den Tag über werde ich sie jetzt natürlich nicht mehr aus den Augen lassen und jede freie Minute zum Lesen nutzen.
Leider gibt´s da nicht viele Gelegenheiten. Erstmal bummeln wir über den berühmten Portobello Market und kommen auch an verschiedenen Buchhandlungen vorbei. Berge von Harrys überall! Ein Eldorado! Hier in London scheint es noch genügend Exemplare zu geben, aber schnell muß man wahrscheinlich trotzdem sein!
Mitarbeiter packen die so lange wie einen Staatsschatz gehüteten Kisten aus. Es scheint mir, als würde um die Kronjuwelen deutlich weniger Aufhebens gemacht. Aber wir wissen ja, warum. Die Spannung ist uns erhalten geblieben, obwohl der eine oder andere Laden ja das Embargo gebrochen hat. Versehentlich angeblich. Haha! Dabei ist jeder Karton mit einer Banderole verschnürt: “ Do not open before....“. Wie kurzsichtig muß man da sein, um das nicht lesen zu können?

Ein wichtiger Programmpunkt steht noch auf meiner Liste: ich habe zwei Autogrammadressen in der Oxford Street gefunden, da will ich meine Briefe höchstpersönlich in den richtigen Briefkasten werfen!
Das erweist sich dann gar nicht als so einfach wie gedacht.
Zunächst hat längst nicht jedes Haus eine Hausnummer, das könnte schwierig werden! Aber nach einigem Suchen haben wir die richtige doch gefunden, puh! Hier steht die Hausnummer sogar groß auf der Glasfassade: eine Künstleragentur am Anfang der Oxfordstreet
Dann das nächste Problem: es gibt keinerlei Briefkästen! Seufz! Meine Euphorie schwindet dahin!
Und als wenn das nicht schon genug wäre: Die Tür ist verschlossen, drinnen sieht man einen leerstehenden Empfangstisch. Natürlich – Samstag – da arbeitet hier niemand! Hab´ ich ja toll überlegt!
Dann der Blick auf die Hauswand: Klingelknöpfe – ganz oben die Reception.
Etwas zögern, wie immer, ächz, dann drücken. Nix. Nochmal. Na gut.
Ich stecke die Briefe zurück in die Tasche, da werd´ ich sie doch in einen der namenlosen Post - Briefkästen werfen müssen. Ein Jammer, wo ich doch alles so schön vorbereitet habe. Wer weiß, mit welchen Postbergen meine Briefe da ankommen?
Was soll´s, bin ich nicht Enttäuschungen gewöhnt?
Aber nee, das ist wirklich undankbar! Allein hier vor der richtigen Haustür zu stehen ist ja schon was wert!
Wir wollen gerade gehen, da kommt ein Mann, ein Mitarbeiter aus dem Haus offensichtlich. Er schließt die Tür auf. Ich sage nichts, schaue nur, wie sie langsam wieder Richtung Schloß fällt ....ja, bin ich denn blöd? Jetzt oder nie!
„Excuse me Sir, ....“ , er dreht sich um und sieht mich erwartungsvoll an....?....Zum Glück fallen mir ein paar Worte ein, er scheint mich auch zu verstehen. Er grinst (grinst!), nickt freundlich und nimmt die Briefe entgegen. Jawohl – er legt sie mitten auf den Empfangstisch.
Puh – geschafft – um Haaresbreite hätte ich´s wieder vermasselt.

Falls ich jetzt irgendwann tatsächlich einen meiner Antwortumschläge im Briefkasten finden werde, werde ich wahrscheinlich noch im Treppenhaus anfangen zu taumeln; aber wer weiß! Werde vorsorglich schon mal einen Stuhl hinstellen, auf den ich sinken kann!
Vielleicht war auch die ganze Liebesmüh´ umsonst. Wenn überhaupt, rechne ich damit, eine fertige Autogrammkarte zu bekommen, ich habe allerdings meine Kinokarten von der Filmpremiere hier in Deutschland zum Signieren dazugelegt.
Seufz, lassen wir uns eben überraschen!

Ein wenig befreit kann ich mich jetzt wieder London zu wenden. Shopping ist angesagt, und wir beschließen, daß jeder allein durch die Geschäfte streifen darf und nicht immer alle andern im Schlepptau dabei haben muß! Unsere Interessen, was das Einkaufen betrifft, sind nämlich äußerst verschieden!
So kommt es, daß ich mich mutterseelenallein in Chinatown wiederfinde, und es ist mir schon ein wenig unheimlich. Britisch zwar, der Stadtteil. Aber wo man hinsieht – ausschließlich chinesische Geschäfte, Restaurants, Ärzte, Schulen, einfach alles ist hier asiatisch! Faszinierend, tatsächlich. Ich schau´ nur kurz in den Stadtplan, um mich zu orientieren und stecke ihn dann schnell wieder weg. Schließlich will ich nicht schon auf hundert Metern als Tourist erkannt werden. So könnte ich vielleicht wenigstens noch als Engländer durchgehen, ich darf nur nichts sagen.
Zum Glück finde ich mich ganz gut zurecht, von Soho aus ist es auch nur noch ein Katzensprung bis zurück zum Hotel.

Etwas erfrischt, und schon geht´s wieder los! Wieder keine Zeit zum Lesen!
Aber mein letzter Programmpunkt heute abend: Ein Kinobesuch – wichtig!
Schließlich gehen wir in DAS Premierenkino schlechthin – Odeon am Leicester Square. Es interessiert mich brennend, das Haus von innen zu sehen, in dem alle bei der Premiere im November verschwunden sind.
Der Vorraum, die Treppe – aha – der Hintergrund für alle Interviews hier drinnen! Alles bestens wiederzuerkennen. Wir staunen nicht schlecht: zwei Geschosse mit jeweils 1.000 Plätzen - „The Big Screen“!
Im Vorraum hängt schon ein Plan für die nächsten Premieren im Juli. Unter anderem „Terminator III“. Diese Ereignis wird bestimmt auch Arnold Schwarzenegger nach London locken.
Es ist auch eine Internetadresse und eine Website angegeben, auf der man alle Pläne für die nächsten Monate abrufen kann. Außerdem kann man selbst seine e – Mail Adresse angeben und wird automatisch mit Informationen und Daten versorgt. Das ist natürlich ideal!
Und das werden wir nutzen!



Sonntag, 22.06.2003

Unser Abreisetag! Buhuuuu....Will noch nicht!
Aber es muß sein.
Heute gibt es auch das typische Londoner Wetter! Das heißt - wie wir es uns früher immer vorgestellt haben: es nieselt und ist ziemlich trüb. Allerdings nicht kalt, sondern eher schwül! „Sticky“, wie der Wetterbericht sagte, und das trifft es sehr genau!

Das Stadtbild hat sich verändert. Wo man hinblickt, wird zwar weiter gelesen,aber diesmal nicht die Zeitung. Sondern natürlich der einzig wahre Bestseller in der Form eines gelb roten mittelgroßen Backsteines!
Ich selbst habe gestern auch die ersten Seiten geschafft, aber als ich gegen halb zwei nachts dreimal beim selben Satz eingenickt bin, wußte ich: jetzt ist erstmal eine kurze Schlafpause angesagt. Völlige Erschöpfung!

Da wir erst einen späten Abendflug gebucht haben, haben wir noch fast den ganzen Tag heute frei für was – auch - immer – wir Lust haben.
Wir haben Lust auf Tower, DEN Tower genauer gesagt, mit all´ seinen Schätzen und Hinrichtungsstätten.
Hier sind sie also, die Kronjuwelen und Schätze der Queen. Wir hatten mehr Bewachung erwartet, die wichtigsten Teile liegen schlicht in Glaskästen, an denen der Besucher auf einem Rollband vorbeigefahren wird. Nun ja, die Elektronik hinter dem Ganzen ist ja auch unsichtbar, nehmen wir an.
Selbst die Klos im Hof sind hier was besonderes: Sie haben schon zwei Auszeichnungen gewonnen, wie man auf den ausgestellten Urkunden lesen kann.
Man darf sich überall spontanen Führungen anschließen, ohne besonders angemeldet zu sein. Alle Führer scheinen ein spezielles Faible dafür zu haben, die Enthauptungen, die hier in grauer Vorzeit durchgeführt wurden, in allen Einzelheiten zu beschreiben. Schluck. Rabenschwarzer englischer Humor, bei dem sich geradezu der Magen umdreht! Ächz. Oder möchte jemand wirklich wissen, wieviele Axthiebe nötig sind....und wenn es dann immer noch nicht geklappt hat....wie der eine oder andere Scharfrichter noch mit dem Messer nacharbeiten mußte? Würg!

Alles in allem verbringen wir hier aber doch über sechs Stunden! Damit hatte ich ehrlich gesagt nicht gerechnet.
Ich dachte, wir hätten noch genügend Zeit, nochmal bei Waterstone´s vorbeizuschauen, die Kinderparty müßte dort noch in vollem Gange sein, gestern morgen hatte ich davon nichts mitbekommen. Außerdem liebäugele ich noch mit einem Buch, das ich doch noch kaufen wollte: „Geheime Spaziergänge in London, abseits der großen Sehenswürdigkeiten“.

Nun ja, heute klappt das nicht mehr. Da wegen Bauarbeiten sonntags zur Zeit kein Zug zum Flughafen fährt, müssen wir mit dem Bus fahren. Das wußten wir vorher schon, und ich war etwas bange, da mir dabei höchst leicht schlecht wird.
Die Organisation ist jedenfalls perfekt. Kaum am Bahnhof angekommen, werden wir direkt zu den Bussen geleitet, alles steht bereit, Gepäck wird verladen, so gut wie keine Wartezeit! Noch dazu gibt´s pro Person einen Gutschein über 5 Pfund! Für die Unannehmlichkeiten!

Im Bus ist es schön kühl, ich sitze ganz vorne, sieht gut aus! Da ich mich prima fühle, wage ich es sogar, während der Fahrt zu lesen! Endlich habe ich mal eine ganze Stunde am Stück oder sogar länger Zeit! Das muß ich einfach nutzen! Zwei Tage – und ich bin kaum weiter als Seite 14!
Schon auf den ersten Seiten steigt man diesmal voll in die Geschichte ein, es gibt nur noch einige spärliche Erklärungen in Nebensätzen, die Ereignisse überschlagen sich. Harry hat sich verändert, ich habe etwas Schwierigkeiten, das nachzuvollziehen, ich muß unbedingt nochmal den Schluß des vorherigen Bandes lesen, um festzustellen, ob das vorauszusehen war....
Aussteigen!
Wie - Aussteigen? Ich tauche wieder auf. Wir sind schon da? Wie das?
Also erstmal wieder zuklappen. Bin froh, daß ich die Fahrt ohne Brechen überstanden habe. Die andern sind auch froh, aber auch aus andern Gründen: Während der Fahrt gab´s Probleme, die Klimaanlage war ausgefallen, und die Auto - Batterie drohte den Dienst zu quittieren.
So???? Davon habe ich wieder nichts mitgekriegt, obwohl ich direkt hinter dem Fahrer gesessen habe!
Diesmal ist es aber bestimmt nicht meine Schuld, sondern J.K.R.s!

Ein paar Sitze neben uns in der Wartehalle kauert eine Frau auf einem der Sitze und ....liest...natürlich! Aha – wie ich sehe, ist sie auch noch nicht viel weiter als ich!
Im Flugzeug später vor mir: gleiches Buch, andere Frau. Wir kommen ins Gespräch und auch auf das Thema, wer wohl sterben wird. Ihrer Meinung nach wird es Draco sein.
Das glaube ich nicht und das möchte ich auch nicht!!!! Das wäre doch....dumm! Das kann nicht sein! Nicht aufregen und tief Luft holen! Wenn J.K. Draco gekillt hat, werde ich nicht weiterlesen! Soviel steht fest!
Hm....wenigstens erstmal....
Ich tippe jedenfalls schon längere Zeit auf Hagrid, aber wer weiß....

Obwohl unser Flugzeug diesmal merkwürdige Geräusche von sich gibt und das Licht (bestimmt unplanmäßig!) an- und ausgeht, kommen wir pünktlich und wohlbehalten an. Zum Glück! Schließlich muß ich unbedingt wissen, wie´s weitergeht in der Zauberwelt!